Nach Auswertungen des Statistischen Bundesamts kam es im Jahr 2021 alleine in Deutschland zu mehr als 1.500 Unfällen mit Personenschaden, die durch Übermüdung ausgelöst wurden. Dabei nicht berücksichtigt sind Unfälle mit reinem Sachschaden und eine Dunkelziffer, bei welcher Müdigkeit am Steuer nicht als Unfallursache erkannt wurde. Genau dieser Gefahr im täglichen Straßenverkehr möchte das schwedische Unternehmen Addsecure mit einer neuen KI-gestützten Technologie entgegentreten. Sie wurde unter dem Namen RoadView Plus bereits vorgestellt. Diese moderne Technologie soll Fahrermüdigkeit frühzeitig erkennen und den Fahrer durch eine Warnung darauf aufmerksam machen. Das kann sich durchaus positiv auf die Kosten einer Fuhrparkversicherung für Unternehmen auswirken, da mit der neuen Technologie ein geringeres Unfallrisiko einhergeht. Doch wie funktioniert die Erkennung von Fahrermüdigkeit mit Hilfe von KI und wo kann sie eingesetzt werden?
So funktioniert die Erkennung von Fahrermüdigkeit mittels KI
Die neue Technologie von Addsecure kombiniert als Videotelematiklösung einerseits das Driver-Monitoring-System, kurz DMS, und andererseits das Advanced-Driver-Assistance-System, kurz ADAS. Darüber wird das Fahrverhalten während der Fahrt permanent überwacht. Die KI-gestützte Technologie erkennt Müdigkeitsanzeichen bei Fahrern. Zu ihnen gehören das Gähnen, Absinken des Kopfes oder Schwierigkeiten beim Halten der Spur. Um solche Anzeichen erkennen zu können, besteht das System aus einer nach vorne gerichteten Kamera, einem IR-Sensor und einem Display. Sobald das moderne System Anzeichen von Müdigkeit beim Fahrer oder der Fahrerin erkennt, wird eine Warnung abgegeben. Das System erinnert den Fahrzeugführer anschließend daran, eine Pause einzulegen und sich auszuruhen. Dank der abgegebenen Warnung kann das Risiko des Sekundenschlafs am Steuer reduziert werden. Ein solcher Sekundenschlaf ist Auslöser zahlreicher Unfälle auf deutschen Straßen und daher ein erhebliches Risiko für Berufskraftfahrer und andere Straßenverkehrsteilnehmer. Zudem verursachen müdigkeitsbedingte Unfälle erhebliche Kosten durch entstehenden Sachschaden und Krankheitsausfälle beteiligter Personen.
Echtzeitdaten für Flottenmanager und Analysefunktion
Da es sich bei RoadView Plus von Addsecure um eine cloudbasierte Plattform handelt, werden die erfassten Daten in Echtzeit an das Unternehmen übermittelt. Ein zuständiger Mitarbeiter im Büro erhält auf diese Weise ebenfalls eine Warnung, wenn bei einem der eingesetzten Fahrer Müdigkeitserscheinungen auftreten und vom System erkannt werden. Dadurch ist eine effektivere Flottenplanung möglich, denn der zuständige Mitarbeiter kann nach eingehender Warnung umgehend handelt und möglicherweise eine Anpassung der Flottenplanung vornehmen. Die Daten lassen sich auch nachträglich abrufen und beispielsweise zum Erstellen einer unternehmensinternen Fahrerbewertungstabelle nutzen. Ebenso dienen sie als Basis für eine Auswertung von Fahrverhalten oder Unfällen.
Wann ist der Einsatz der neuen Technik sinnvoll?
Besonders interessant ist die KI-gestützte Technologie zur Erkennung von Fahrermüdigkeit für Berufskraftfahrer. Sie sind viele Stunden am Tag auf den Straßen im In- und Ausland unterwegs. Hoher Zeitdruck, wechselnde Arbeitszeiten und der Stress auf den Autobahnen können Fahrern stark zusetzen und Müdigkeit auslösen. Im schlimmsten Fall folgt dann der Sekundenschlaf, welcher schwere Unfälle zur Folge haben kann. Werden LKW mit der neuen Technologie ausgestattet, warnt diese Berufskraftfahrer rechtzeitig und kann ein Einschlafen hinter dem Steuer verhindern. Für Unternehmen bedeutet das eine Reduktion der Unfälle mit der eigenen Flotte. Weniger Unfälle und damit verbundene Kosten wirken sich positiv auf die Kosten einer Flottenversicherung auf. Wichtiger sollte jedoch die Tatsache sein, dass moderne Technologien die Sicherheit im Straßenverkehr steigern und dadurch Leben retten können. Möglicherweise hat der Einsatz solcher Technologien auch positive Effekte auf die Suche nach neuen Mitarbeitern. Schließlich bringen sie zum Ausdruck, dass dem Unternehmen die Sicherheit der Fahrer wichtig ist und es bereit ist, dafür Investitionen zu tätigen und auf diese Weise die Arbeitssicherheit für Berufskraftfahrer zu steigern.
Einsatz auch im PKW und bei Privatpersonen denkbar
Was bei Kraftfahrern die Sicherheit im Arbeitsalltag steigern kann, ist auch bei anderen Fahrzeugführern eine sinnvolle Unterstützung für mehr Sicherheit. Außendienstmitarbeiter legen beispielsweise lange Strecken im PKW zurück und verbringen oft einen Großteil ihrer Arbeitszeit im Fahrzeug. Auch sie sind anfällig für Müdigkeit nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag. Privatpersonen könnten von der neuen Technologie des schwedischen Konzerns ebenfalls profitieren. Schließlich ist Fahrermüdigkeit nicht auf den Arbeitsalltag beschränkt und kann auch bei Fahrten während der Freizeit eintreten. Um auch hier die positiven Effekte einer KI-basierten Technologie nutzen zu können, muss das System jedoch zunächst für PKW entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Bisher ist die Zielgruppe auf den Fuhrpark von Unternehmen beschränkt. Ob künftig das Erschließen weiterer Märkte von Addsecure geplant ist, bleibt derzeit offen.